Freitag, 10. Juni 2011

Eine ganz normale Beziehung




Ich lege den Hörer auf die Gabel und gehe zurück ins Schlafzimmer.
Gerade habe ich dich daran erinnert, dass ich gleich zu meinem Rendezvous fahre, denn ich will, dass du ganz genau weißt, was passiert und wann es passiert. Du sollst nachher in meinem Bett liegen und es dir vorstellen. Immer wieder. Du weißt, welches Parfüm ich trage, dass ich gerade vom Friseur zurück bin – die Haare rot lang und lockig, so wie du es liebst. Ich trage sogar die Wäsche, die du mir aus Paris mitgebracht hast und die Kette, die ich von dir zum Geburtstag bekam.

Gestern habe ich dir erlaubt, meine Füsse ausgiebig zu massieren, zu salben und zu cremen. Du hast meine Fußnägel lackiert und wusstest genau, dass es nicht für dich ist. Und heute Morgen nach dem Duschen habe ich dir noch aufgetragen, mich vorsichtig abzutrocknen und mit dem wundervollen Arabischen Parfümöl zu massieren. Ich weiß, am liebsten würdest du dich jetzt in mein Kopfkissen vergraben, meinen Duft aufsaugen und dir vorstellen, ich wäre bei dir. Nichts da. Ich habe meiner Putzfrau aufgetragen, die Betten frisch zu beziehen. Ich will, dass du die Einsamkeit spürst, wenn ich im Bett des Anderen liege.

Ich habe die Gier nach mir und den Schmerz in deinen Augen gesehen, als wir uns verabschiedeten. Wir haben oft genug darüber geredet. Wir lieben uns. Mehr, als alles andere auf der Welt. Und dennoch werde ich dich heute betrügen. Doch ist es überhaupt ein Betrügen? Schließlich werde ich mit deinem Wissen mit einen anderen Mann das Bett teilen, mich von ihm verwöhnen lassen, immer wieder. Morgen früh werde ich durch und durch befriedigt zurückkehren.

Ich werde dich nicht wecken müssen, denn dein Schmerz wird dich wach halten – wenn es sein muss, die ganze Nacht. In deinen schönen blauen Augen werde ich den Schmerz sehen, die Eifersucht, die Wut, all die heruntergeschluckten Tränen aber auch die grenzenlose Erleichterung und es wird mir mehr bedeuten, als jeder Orgasmus, den der Andere mir beschert hat.

Nicht, dass der Andere nicht entzückend wäre, so devot, so jung, so kraftvoll. Er betet mich an – und versucht unbewusst, jeden Gedanken an dich aus meinem Körper hinauszuvögeln. Ich denke, er fühlt sich dir überlegen, weil er so potent ist, einen richtig schönen großen Prachtschwanz hat… so wie du früher auch. Wenn er wüsste, dass mich eine Berührung von dir auch heute noch mehr erregt, als jeder Stoß von ihm. Er ist so stolz auf seinen Körper. Wie süß und doch unsinnig. Wie ein kleiner ungestümer Hengst, wild, glänzend, unerfahren.

Er hat noch nicht gelitten, aber bei mir wird er das Leiden lernen. Zunächst nur das vordringliche, das körperliche Leiden – die Peitsche, wenn er zu wild ist, meine Krallen in seinen Eiern, die Klammern, die ihn beim Küssen so süß gegen meine Lippen stöhnen lassen…

Erst spät wird er merken, dass das eigentliche Leiden in seinem Inneren stattfindet. Dann, wenn er erkennt, dass er für mich immer austauschbar sein wird – egal, was er für mich tut. Bis auch er weiß, dass seine Bestimmung im Dienen liegt. Im anspruchslosen Dienen. Er wird von selbst darum bitten, keusch gehalten zu werden, in der Hoffnung, mir dadurch näher zu sein, sich auf diese Weise von den anderen belanglosen Schwänzen zu unterscheiden. Er wird darum flehen, mir seine Sexualität opfern zu dürfen, wie einer kalten Kobra, die ihn sonst mit Haut und Haaren verschlingt.

Aber noch ist er nicht so weit. Heute werde ich ihn erst die Peitsche spüren lassen, bis er vor Erregung, Tränen und Gier kaum noch an sich halten kann. Und dann werde ich ihn zwischen meine Schenkel ziehen. Doch sobald die Gier ihn übermannt, werde ihm vorsichtig mit dem Halsband die Luft ein wenig abdrücken und dafür sorgen, dass er mir so viele Orgasmen beschert, wie mein Körper es nur zulässt. Er wird seine Aufgabe gut machen, sei beruhigt. Du hast ihn ja gesehen, er ist wie eine jüngere, schönere Ausgabe von dir – und könnte mir fast gefährlich werden.

Wenn ich nach Hause komme, wirst du für mich bereit sein. Das Bett wird mit roten Rosenblättern bedeckt, die weißen Kerzen werden überall im Haus verteilt sein – und mitten im Raum wirst du stehen oder knien. Je nachdem, wie sehr du gelitten hast, wirst du noch wütend, noch eifersüchtig oder schon erleichtert sein, dass ich doch zurückgekehrt bin. Zu dir, dem impotenten Cucki , dem Mann, der mir das, was ich brauche, nicht mehr geben kann.

                                                                                                                                                                 

Als mir klar wurde, dass du mich, deine Göttin, nicht wirklich mit deinem Schwanz befriedigen kannst, mir das Viagra-Gestoße lästig wurde, habe ich für dich die Weichen gestellt. Ich habe dir verboten, jemals wieder in meiner Anwesenheit von deinem sinnlosen Schwanz Gebrauch zu machen. Manchmal bin ich gnädig und verschließe dich in einem Käfig, mit diesem Lächeln, das dich daran erinnern soll, wie überflüssig das im Grunde bei dir doch ist. Ich mag diesen besonderen Schmerz in deinem Blick.

Wenn ich heute heimkehre, wirst du mich auf die Arme nehmen, als wäre ich eine zierliche kleine Puppe, und zum Bett tragen. Du wirst mich streicheln, jeden Zentimeter meines Körpers mit deinen Lippen bedecken, jede noch so kleine Stelle berühren und küssen und jeden Tropfen, den der andere vielleicht noch in meinem Körper gelassen haben könnte, auflecken, bis nichts, wirklich gar nichts mehr an den anderen erinnert.

Anfangs wirst du noch ein paar Tränen vergießen, stammeln, dass ich dich zerstöre, dass du die Eifersucht kaum aushalten konntest. Du wirst mich fragen, wie oft ich gekommen bin, ob ich es genossen habe, mit einem jungen potenten Hengst im Bett zu liegen, statt mit einem entmannten, impotenten Wallach. Du wirst nicht eher von mir ablassen, bis ich auch durch deine Zunge zu meinem Genuss gekommen bin.

Und wird der Moment kommen, in dem du den Stolz spürst. Das Wissen, dass ich dem anderen gefalle, dass ich ihn erregt habe, so sehr, dass er sich immer wieder in mir ergießen wollte. Du wirst dich dadurch in deiner Ohnmacht mächtig fühlen, egal, wie kraftlos dein Schwanz ist. Du weißt, dass du ihm und den anderen, die noch folgen werden, überlegen bist. Denn zu dir werde ich immer wieder zurückkehren.

Wohin der Sturm mich auch treibt, mein Hafen bist du.





Die hl.Hure

Für immer vom Meer verzaubert.